Jonas Zeller gewinnt Klippeneck-Wettbewerb
Unser Mitglied Jonas Zeller nahm am diesjährigen Klippeneck-Segelflugwettbewerb teil und sicherte sich dabei den ersten Platz. Im folgenden Bericht, welcher auch in der Zeitschrift „Der Adler“ erschienen ist, schildert Jonas seine Erfahrungen.
Am 23.07. fand in Löchgau die Übergabe der BW1 statt. Voller Vorfreude machten wir uns auf zu unserem Heimatflugplatz, Rheinstetten.
Wir sind mein treuer Helfer und vor allem sehr guter Freund Michael Ewig und Ich (Jonas Zeller), Mitglied im Flugsportverein 1910 Karlsruhe e.V. und mehr oder weniger ambitionierter Streckenflugpilot ohne Wettbewerbserfahrung.
Erster Stopp: Rheinstetten
Am Heimatflugplatz angekommen rüsteten wir den Duo Discus des Streckenflug-Fördervereins direkt auf und bestaunten den guten Lackzustand und die neue Instrumentierung des Flugzeugs. Damit hatten wir angesichts der vielen Flugstunden der BW1 nicht gerechnet! In freudiger Erwartung auf den anstehenden Flugtag schoben wir die BW1 in die Halle und machten uns auf den Heimweg.
650 km Einweisungsflug
Der nächste morgen sollte direkt mit einem Einweisungsflug (für mich war es das erste Mal im Duo Discus) beginnen. Zusammen mit Ulrich Deck (einem Freund und Fluglehrer aus meinem Verein) wurde der Flieger ausgehallt und vorbereitet.
Direkt nach dem Ausklinken aus dem Windenschlepp mit der neuen Elektrowinde der LSG Rheinstetten merkten wir, dass es wohl mehr als nur ein kurzer Einweisungsflug werden wird. Anfangs noch recht vorsichtig flogen wir also nach Norden Richtung Walldorf ab. Nach und nach gewannen Uli und Ich mehr Vertrauen in die Wolken und schnell kam bei mir der Wunsch auf: „Lass uns doch versuchen zur Wasserkuppe fliegen!“. Da mir die Topmeteo SatApp in meinem Vorhaben recht gab, machten wir uns ohne größere Absitzer und recht zügig Richtung Wasserkuppe auf. Nach der nördlichen Wende an der Wasserkuppe wurde unser weiterer Flugweg durch Wolkenreihungen und das Wetter bestimmt. Südwestlich des nürnberger Luftraumes entschieden wir uns nach einem weiteren Blick in die Topmeteo SatApp für die südliche Route um Stuttgart. Da zu diesem Zeitpunkt schon zu abzusehen war, dass der Schwarzwald schnell abtrocknen würde, entschieden wir uns für eine möglichst kurze Route und umflogen Stuttgarter recht eng.
Um 18:28 Uhr kurbelten wir einige Kilometer nördlich von Musbach unseren Endanflugbart und landeten nach knappen 7 h Flugzeit und einer Strecke von 665 km wieder in Rheinstetten. Schon nach diesem ersten Flugtag war mir klar: „Der Duo Discus ist ein wunderschönes Flugzeug!“ Er verfügt über gute Schnellflugeigenschaften, ist sehr schön abgestimmt und kurbelt sich vor allem bei starker Thermik sehr angenehm. Die guten Flugeigenschaften in Kombination mit der guten Instrumentierung, die der Streckenflug-Förderverein dem Duo spendiert hat, ließen meine Vorfreude auf die weiteren Trainingstage in Rheinstetten und den Wettbewerb auf dem Klippeneck weiter wachsen.
Weitere Trainingstage in Rheinstetten
Die restliche Woche bis zum Anreisetag auf das Klippeneck nutze ich für weitere Trainingsflüge in Rheinstetten. Hierbei verschlug es mich einmal mit Katharina im hinteren Sitz nach Walldorf (danke an Micha für’s zurückholen :)) und einmal flog Ich zusammen mit Andre 370 km rund um das Rheintal. Beide Flüge halfen mir das Flugzeug noch besser zu verstehen und fliegen zu können.
Auf dem Klippeneck angekommen
Als wir auf dem Klippeneck angekommen sind, wurden wir zunächst herzlich von Willi (einige kennen ihn bestimmt) empfangen. Er notierte prompt mit wie vielen Zelten und Personen wir angereist sind. Dann folgte das übliche: Zelt aufbauen, Flugzeug aufbauen, im Wettbewerbsbüro anmelden, Eröffnungsbriefing usw.
Nachdem alle bürokratischen Punkte abgehakt waren, vielen wir etwas erschöpft, aber voller Spannung und Erwartung auf den Folgetag, ins Bett.
Erste Wettbewerbserfahrungen
Nach dem Wetterbriefing durch Sir Henry Blum und der morgendlichen Ansprache von Martin Trittler bekamen wir eine erste Aufgabe von 356 km, welche uns zunächst in den Schwarzwald und abends auf die Alb schickte. Voller Vorfreude machten wir uns auf ins Start-Grid, programmierten die Aufgabe in das LX8040 und machten uns Abflugbereit. Nach dem Ausklinken in 600 m checkten wir noch einige Male das Satellitenbild und erkannten, dass es sinnvoll ist recht zeitnah abzufliegen. In der SatApp war zu diesem Zeitpunkt schon erkennbar, dass die schwäbische Alb immer weiter zuzieht und gegen Abend überentwickeln wird. Da Vincent (mein Copilot an den ersten vier Wertungstagen) und Ich noch recht wenig Erfahrung im taktischen Wettbewerbsflug hatten wollten wir aber auch nicht als Erste abfliegen. Unser Plan stand also fest: „Wir warten ab bis die Cracks abgeflogen sind und versuchen dann von hinten an Sie ranzukommen.“
Hammerbart hinter der Abfluglinie
„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte ich zu Vincent! Direkt hinter der Abfluglinie flogen wir aus reinem Glück in einen 4 m/s Bart, der direkt nach dem ersten Kreis perfekt rund war. Nachdem wir 650 m getankt hatten, ging es direkt weiter in Richtung der ersten Wende.
Ca. 3h später war die Lage nicht mehr ganz so rosig. Wir fanden uns in 500m AGL zwischen Hayingen und Albstadt wieder, hatten zu diesem Zeitpunkt schon 2 große Schauergebiete durchflogen und unseren Schnitt gewaltig versemmelt. „Es gibt jetzt 2 Optionen“, sagte ich zu Vincent, „entweder wir fliegen auf Kurs weiter und gehen das Risiko einer Außenlandung ein, oder wir fliegen an die Albkante, wo noch Sonne steht.“ Wir entschieden uns in diesem Moment goldrichtig, und wählten die Albkante. Dort angekommen markierte uns ein Pulk aus 15m-Klasse Flugzeugen einen schönen 2 m/s Bart, der uns einen entspannten Endanflug bescherte.
Gemischte Gefühle nach der Landung
Nach der Landung wussten Vincent und Ich beide nicht so recht, was wir von diesem Flug halten sollten. Zum einen war da dieser Hammerbart am Anfang, der uns einen satten Vorteil verschafft hat, zum anderen wurden wir das Gefühl nicht los, den Endanflug vermasselt zu haben.
Im Endeffekt wurde es tatsächlich der erste Tagessieg, am ersten Wertungstag, auf meinem ersten Wettbewerb. Ein Erfolg mit dem weder mein Copilot, noch Ich, noch mein Rückholer gerechnet hatten. Schlussendlich hat uns unsere im Vergleich niedrigere Flächenbelastung und unser defensiverer Flugstil an diesem, etwas schwächeren Tag, mit Sicherheit positiv in die Karten gespielt.
Zweiter Tag, zweites Rennen
Der zweite Wertungstag begann für uns wieder recht früh: Bezüge runter, Wasser tanken, ins Grid ziehen, Frühstücken und dann zum Briefing… irgendwie immer noch recht ungewohnt für mich. Nichtsdestotrotz ging es danach wieder voll motiviert weiter. Mit einigen guten Tipps von erfahreneren Mitstreitern im Gepäck, ging es wieder ins Grid um die Aufgabe zu Programmieren.
Danach lief alles wie schon am Vortag: F-Schlepp, Klinken, ersten Bart finden, Abflug, so schnell wie möglich rumkommen, Endanflug und Landung. Wieder lief es gut für uns und wir waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Ein schöner und gut organisierter Wettbewerb
Über jeden einzelnen Wertungstag zu schreiben, würde mir zwar sehr viel Spaß bereiten, sprengt aber leider den Rahmen dieses Berichtes.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Klippeneckwettbewerb sehr viel Spaß gemacht hat, gut organisiert ist und somit auch für Wettbewerbsneulinge ideal geeignet ist. Vor allem die vielen netten Leute, das Catering und das entspannte Ambiente haben dafür gesorgt, dass wir uns alle sehr wohl gefühlt haben.
Text: Jonas Zeller
Foto: Michael Ewig