Was ist eigentlich am Boden notwendig, damit ein Segelflugzeug in die Luft kann?
Beim Segelfliegen dreht sich – wie der Name schon vermuten lässt – (fast) alles um das Fliegen. Nicht immer aber bedeutet das, im Cockpit zu sitzen und Thermik zu suchen.
Mindestens genauso wichtig und spannend ist die Wartung, Instandhaltung und Pflege der Flugzeuge und des Equipments. Zum (Segel-)Fliegen benötigt man neben dem Flugzeug und guter Thermik einige weitere Dinge:
Eine Winde, die mittels Schleppseilen die Segelflugzeuge über die Startbahn bis auf eine Höhe von ca. 400 m über Grund schleppt. Beim FSV in Rheinstetten werden Schleppseile aus Stahl eingesetzt. Bei einer Startbahn von 1.000 m muss die Winde allein 600 kg Seil bewegen – das Segelflugzeug noch nicht mit eingerechnet. Die auftretenden Belastungen führen dazu, dass die Seile regelmäßig geprüft, gewartet und ausgetauscht werden. Ebenso die Winde selbst: Der FSV besitzt eine nach Bauplänen selbstgebaute Winde mit einem 320 PS LKW-Verbrennungsmotor, die demnächst durch eine moderne Elektrowinde ersetzt werden soll. Jede Winde ist ein Unikat. Zur Wartung des Motors, des Chassis und der Elektrik sind deshalb vor allem Fähigkeiten im KFZ-Bereich gefordert.
Außerdem notwendig für den Flugbetrieb ist ein intaktes Segelfluggelände, auf dem gestartet und gelandet werden kann. Die große Fläche des Flugplatzes lockt Wildschweine geradezu ein, sich auf der Wiese auszutoben und Erdlöcher zu hinterlassen. Die Pflege und Instandhaltung der Wiese und der Wildschutzzäune zählen deshalb zu wichtigen Aufgaben, um Start und Landung sicher durchführen zu können.
Zum Abrollen der Seile auf der Grasbahn sowie zum Rückholen der Flugzeuge nach der Landung zum Startpunkt werden „Lepos“ eingesetzt. Die Eintragung des Wortes in den Duden steht noch aus, der Begriff ist aber deutschlandweit im Segelflugjargon anerkannt. Lepos sind modifizierte, meist ausrangierte PKW. Die Funktion ist auf das Wesentliche beschränkt. Priorität Nummer eins liegt auf der Zuverlässigkeit. Entsprechend wichtig ist die Instandhaltung der Fahrzeuge, um einen reibungsfreien Flugbetrieb sicherstellen zu können. Neben KFZ-Grundkenntnissen ist bei der Reparatur der Fahrzeuge vor allem Pragmatismus gefordert.
Bei der Wartung und Instandhaltung der Flugzeuge hingegen werden keine Kompromisse gemacht: Die Sicherheit steht hier an erster Stelle. Entsprechend müssen Arbeiten an den Flugzeugen je nach Umfang, Art und Relevanz für die Flugsicherheit von geschultem Fachpersonal durchgeführt, begutachtet und freigegeben werden. Einbringen kann sich hingegen auch hier jeder: Ob Ausbessern von Schäden an den Glasfaserverstärkten Kunststoff-Bauteilen, Wartung der elektrischen Anlagen oder Instandhaltung der Flugmotoren – hier wird so gut wie jede technische Fachdisziplin gefordert.